Dienstag, 29. September 2009

4 Tage Quito

Vom 23.-26.9. war ich in Ecuadors Hauptstadt Quito, hier erstmal ein paar Fotos!
(leider wieder nur mit meiner schlechten Kamera)











Blick vom Balkon von der Wohnung von Nancy, Marcel, Andres und Elisa.




Sind wir im Disneyland?




Essen mit Ruth und 2 ihrer Nichten, Diane und Andres.
Ein 3-Gänge Menü plus Getränke für 2,30$!



Mutter und Töchter :) Gut, dass ich hier größenmäßig nicht auffalle oder so...




In Andreas Wohnung




Auf dem Weg zum Flughafen; Andrea (rechts) ist für 2 Wochen nach Italien geflogen




Mit Elisa und Gemma auf einem der Berge "neben" Quito;
der schnee-bedeckte Berg ist ein Vulkan!



Elisa (mitte), Gemma und ich; hinter uns liegt Quito




Eine wunderschöne kleine Kirche auf dem Berg; erinnert doch ein bisschen an die Alpen, oder?




Die Kirche nochmal




4.100 Meter!! War ich schon jemals so hoch? Quito selbst liegt auf 2.800 Metern



Gemma




rechts die kleine Kirche, links die ganzen Mobilfunk-Antennen, die auch auf dem Berg standen



Sonnenuntergangs-Fotoexperimente mit einer 50 Euro-Kamera




In einer Kinder-Kunst Ausstellung in einer Uni in Quito mit Nancy (auf dem Foto) und Gemma;
soweit ich das verstanden hab kamen die Kinder alle aus sehr armen Familien






Diese Fotos von der Ausstellung hab ich hauptsächlich für Mama gemacht, als Ideen-Quelle.
Die Fische waren mein Lieblingsprojekt, Fantasiefische aus Pappmachée mit Lackfarben bemalt und an dünnen Schnüren an einer Metallstange aufgehangen (s. oben)



Insekten-Mobiles aus Draht und Seidenpapier!




Lebensgroße Körperumrisse mit aufgemalten Organen und aufklappbaren Herzen




Wörter auf unterschiedliche Katons gemalt und in Gruppen an einer Wand gehängt




Selbstgedruckte T-shirts




Planeten-Mobilee






Mit Andres und Gemma in einem wunderschönen Restaurant an einem Hang über Quito.




Ich esse Yoghurt mit Wallnüssen und Honig, que ricooo! Ich habe hier meine Honig-Leidenschaft entdeckt :)!









Sonnenuntergang



Manchmal kann meine Kamera interessante Sachen, s. links unten die grüne Reflektion der Laterne




Quito bei Nacht; hierzu muss ich sagen, dass das in echt viel toller aussieht und meine Kamera wieder ein bisschen versagt hat....




Im Taxi mit Gemma




Unschlagbare Preisliste: Hotdog+Cola 1.00$ (0,68 Euro-Cent)
Sandwich+Cola 0.80$ (0,54 Euro-Cent)



Da musste ich gleich mal zuschlagen!




Mit Andres und Gemma am Busbahnhof Quito



Quito
Wie wohl schon aus meinem letzten, kürzeren Eintrag hervorging, hat es mir in Quito sehr gut gefallen.
Am Mittwoch morgen fuhr ich mit Ruth 5 Stunden lang mit dem Bus in die Hauptstadt, man kann sich kaum vorstellen über was für "Straßen" (am liebsten würd ich 5 Anführungsstriche machen) man da fährt. Dafür sind die Busse super-komfortabel mit Beinfreiheit bis zum geht-nicht-mehr, gerade wenn man in letzter Zeit öfter mal mit ryanair geflogen ist und bei günstigen Transportmitteln immer schon das schlimmste erwartet ... :)
Wenn man durch Orte fährt, springen Verkäufer in den Bus und versuchen Süßigkeiten, gebratene Irgendwas oder Getränke zu verschachern.
In Quito holte uns ein Freund von Ruth ab und wir fuhren wir zum Essen in ein Hühnchen Fastfood-Restaurant, was irgendwie toll war (interessanterweise wurden zum Essen 1x-Plastikhandschuhe gereicht). Hier gibt es wirklich wenige solcher Läden und in Puyo natürlich garnicht; da freut man sich über ein bisschen simplen fettigen Schnell-Fraß, den man so oder so ähnlich aus der Heimat kennt.
Was es in Ecuador allerdings viel gibt sind "Papas fritas", Pommes frites. Der Pommes-Laden in Puyo ist auch gleichzeitig DER Treffpunkt der Jugend am Wochenende.
Später wurde ich bei Nancy abgesetzt, eine Freundin von Hanni, die ich bisher nur aus Erzählungen kannte. Sie kommt aus Kolumbien, ist deshalb ein wenig heller als die Ecuadorianer. Die Familie ist sehr begeistert von der Waldorf-Pädagogik, Nancy war lange Kindergärtnerin und macht inzwischen mit ihrem Sohn Andres Projekte mit erwachsenen Behinderten u.a. mit Pferden. Ihr Mann ist Mathematik-Professor und ihre Kinder Andres und Elisa sind 27 und 15 Jahre alt.
Andres hat schon 1 Jahr in Irland gelebt und hatte auch angefangen mit Hannis Hilfe in Deutschland Heilpädagogik zu studieren, aber nach 9 Monaten abgebrochen. Er hat grade eine Freundin aus Irland zu besuch, Gemma. Sie hatte in Cambridge Jura studiert und war nach ihrem Trainee in London direkt übernommen worden, seit kurzem arbeitet sie aber in Schottland; und das mit grade mal 28 Jahren, beeindruckend.
Gemma und ich haben uns ein Zimmer geteilt in meiner Zeit dort und uns sehr gut verstanden. Wie ich schon in meinem anderen Eintrag geschrieben hatte, war es sehr schön mich mit ihr und Andres auf Englisch unterhalten zu können und endlich mal wieder alles zu verstehen, was einem erzählt wird!
Den Donnerstag in Quito habe ich mit Ruth und 2 ihrer Nichten, Diane und Andrea, die dort studieren verbracht. Wir waren auf einem Indio-Market (ich hab meine erste Lederhandtasche gekauft für den unschlagbaren Preis von 26$, nie wieder H&M Plastikimitate!), zusammen Essen (3-Gänge plus Getränke für 2,3o$, mir ist die Kinnlade runtergefallen...) und haben später Diane zum Flughafen gebracht, die nun für 2 Wochen in Italien, Spanien und Frankreich rumreist.
Was ich noch in Quito gemacht hab, kann man ja ganz gut auf den Fotos sehen.
Am Freitag war ich außerdem noch ein bisschen mit Gemma und Andres unterwegs und hab einen Blick in ein Shopping-Center geworfen. Man denkt, man ist auf einmal in einer anderen Welt gelandet! Alles glitzert und glänzt, die Preise sind plötzlich auch ganz europäisch.
Später hab ich noch in einem Video-Shop 7 DVDs für 12$ gekauft, alle auf Englisch abr natürlich Kopien (The reader (Verflimung von "Der Vorleser"), Elephant (Film über das Schulmassaker von Columbine), Y tu mama tambien mit Gael García Bernal, American Son, Der Pianist etc.)
Als ich am Samstag wieder zurück nach Puyo fuhr, hatte ich ein doofes Gefühl, weil ich Angst hatte wieder in so ein kleiner Loch zu fallen, wie am Montag zuvor.
Bisher hatte ich allerdings überhaupt nicht die Möglichkeit dazu, weil jeden Tag soviel los war.
Am Wochenende habe ich Maria Elenas 2.Sohn kennengelernt, Martin, er ist 21 und studiert Möbeldesign in Ambato. Mit ihm verstehe ich mich bisher am besten, Samstag Abend hat er mich gefragt ob ich mit ihm "salir" (ausgehen) will. Ich dachte wir fahren direkt zur Geburtstagsparty von einem Cousin von ihm, aber nein, erstmal sind wir 2 Stunden lang mit dem Auto durch Puyo gecruist; das ist so eine komische Sache hier.
Zuerst dachte ich immer, die verfahren sich hier dauernd und finden den Weg nicht, aber wenn man sich mit jemandem trifft fährt man einfach studenlang im Auto herum, isst und trinkt dabei, redet und hält vor allem nach anderen Bekannten Ausschau. Unter Umständen hält man dann an, Musik wird lautgestellt und man hängt neben dem Auto rum, z.B. an der Pommesbude.
Am Sonntag war dann die offzielle Familiengeburtstagsfeier des Cousins mit VIEL Essen.
Dazu muss ich irgendwann nochmal mehr berichten, kein Essen ohne Reis oder Fleisch hier!!
Auf dem Teller der mir bei der Geburtstagsfeier gereicht wurde, stapelten sich 3 Fleischlappen (Hühnchen, Rind, undefinierbare Wurst) und Reis/"arroz" ist sowieso immer dabei. Nudeln? Kartoffeln? Ja, aber dazu noch Reis...
Außerdem gibt es so ein Kraut hier, dass jedem 2. Gericht hinzugefügt ist, das ich nicht mal riechen kann. Wenn es im selben Raum ist, kann ich kaum essen und schon wenn ich daran denke, muss ich ein bisschen würgen.

...Vom Flussbad und dem Lehrerstreik am Montag hab ich ja schon berichtet.
Wisst ihr was lustig ist? Am Dienstag war ich zum Essen bei einem Lehrer der Schule, Samuel, und seiner Frau eingeladen und er hielt mir die Zeitung unter die Nase- vorne drauf 3 große Fotos vom Streik, auf einem davon 4 Lehrer der Escola Especiale und ich!

Dienstag und Mittwoch war ich in der Guadería, es ist ein kleiner und sehr, sehr schöner "waldorfscher" Kindergarten. Dorthin fahre ich immer mit dem Taxi (in Puyo generell 1$ pro Fahrt) und habe nun 2 mal pro Tag ein nettes Smalltalk-Gespräch mit Taxifahrern; wo kommst du her/ was machst du hier/ wie heißt du?
Nur eines der 10 Kinder in der guadería wohnt in der Esperanza (die Siedlung (5 Doppelhäuser) die Hanni in Puyo gebaut hat für arme Familien), in der der Kindergarten liegt. Die Kindergärtnerin heißt Fanny und wohnt auch in der Esperanza, sie ist 30, sieht aber aus wie 24. Sie hatte eine 6-jährige Tochter, die an Pneumonia verstorben ist. Bis 14.30 Uhr arbeitet Fanny im Kindergarten, danach bis ca. 20 Uhr in einem Kiosk.
Wenn ich sowas höre, weiß ich immer aus was für einem Paradies ich komme oder wie Andres mir einmal sagte:"Nach Deutschland fahren ist wie in eine schöne Zukunft zu fliegen."
Wisst ihr was eine Kindergärtnerin hier verdient? 170$ im Monat. Und eine Blindenlehrerin mit Doktorentitel und 20 Jahren Lehrerfahrung verdient 950$.
Heute war ich wieder in der Schule und bin wie immer mit Maria Elena auch mit dem neuen Schulbus nach Hause gefahren; ich hatte meine Kamera dabei und hab mal ein paar Fotos aus dem Fenster gemacht an Stellen, wo die Kinder zum Teil abgesetzt werden. Die werde ich demnächst mal zeigen. Als Deutscher denkt man erstmal.. Oh, soviele Viehställe hier. Aber warum hängt davor Wäsche an einer Leine?
Mariella ist eine der Schülerinnen von Maria Elena, sie hat einen Bruder und ihr Vater ist verschollen, die Mutter verdient im Monat 100$ als Kellnerin (5 $ an einem Tag!! Ich hab als Kellnerin 6 Euro IN DER STUNDE verdient) und muss davon 25$ Miete für ein "Haus" ohne Wasser zahlen.
Ach, und natürlich gibt es hier keine finanzielle Unterstützung vom Staat.
Es ist unglaublich; was ich allerdings noch viel unglaublicher finde ist, dass mir diese Armut heute zum ersten Mal so richtig bewusst wird. Ich bin doch schon seit fast 3 Wochen hier?
Ich glaube manchmal, wer in Deutschland arm ist, der zeigt es auch gerne. Der beklagt sich über die 400Euro, die er im Monat bekommt, der lässt sich gehen und meckert, dass es keine Gesamtschulen gibt, auf denen die Kinder größere Chancen haben, der "Armut" zu entfliehen.
Ich glaube, Deutsche verbringen auch viel Zeit damit, neidisch zu sein und da schließ ich mich auch garnicht aus.
Die armen Menschen, die ich hier kennengelernt habe, haben auch kein Geld für teure Kleidung. Trotzdem trägt Luciana, die aus einer sehr armen Indigina-Familie kommt jeden Tag ein frisches Kleid und ihre Mutter lacht mich jeden Tag so herzlich an und fragt "Como estas?", OBWOHL sie weiß, dass ich aus Deutschland komme, den Flug bezahlen konnte, ohne dass meine Familie 4 Jahre sparen musste und bald in mein Paradies zurückkehren kann.
Der Staat bezahlt ihr keine 3-Zimmer Wohnung mit Internetanschluss und sie wird auch niemals eine Rente bekommen, egal wieviel zu arbeitet. Und trotzdem freut sie sich mit mir darüber, dass ich hier sein kann.
Und bevor mir vorgehalten wird, ich würde die Situation in Deutschland verschönigen, nein, keine Sorgen. Auch in Deutschland gibt es viel zu verbessern, aber ich glaube, dort muss man einfach einige Fehler mehr gemacht haben, um "wirklich" am Boden der Gesellschaft angekommen zu sein, als hier.
Irgendwann werd ich nochmal etwas mehr zur politischen Situation hier schreiben, vieles geht drunter und drüber. Besonders die Streiks der Lehrer und Indiginas (gestern wurde ein Indigina von Polizisten erschossen!) machen hier vielen Sorge. Der Präsident, Raffael Correa, ist eher sozialistisch eingestellt und natürlich Freund mit Chavez (Venezuela) und Fidel Castro.
...Was für ein ewig langer Eintrag; ich hab allerdings auch 3 Tage lang immer wieder was hinzugefügt. Ich wünsche euch ein schönes Wochenende!









Montag, 28. September 2009

Gute Zeiten!

Nach meinem letzten etwas traurigeren Eintrag möchte ich mal eben schreiben, wie gut es mir in der letzten Woche und besonders heute ging!
Ich war von Mittwoch bis Samstag in Quito, wo es ganz wunderbar war. Tolle Menschen, die Englisch sprachen (d.h. endlich mal wieder ein paar richtige Gespräche), eine interessante Stadt und viel gemacht! Morgen gibts dazu einen neuen Eintrag mit Fotos!
Am Samstag Abend war ich mit meinem 2. Gastbruder Martin, den ich an dem Tag erst kennengelernt hatte unterwegs und später noch auf der Geburtstags-Fiesta eines Cousins (um 4.30 morgens zuhause......); am Sonntag war dann die offizielle Geburtstags-Feier mit Familie und natürlich sehr viel Essen. Später bin ich mit Maria Elena, meinem anderen Gastbruder Daniel und seiner Freundin Priscilla in ein tolles Fluss-Schwimmbad gefahren. Und es gab ein türkisches Bad und eine finnische Sauna!
Heute wollte ich eigentlich mit Ruth zum Kindergarten bei der Esperanza (eine kleine Wohnsiedlung, die Hanni für ein paar sehr arme Familien, deren Kinder zum Teil in die escola especiale gehen, gebaut hat) fahren, wo ich ja auch eigentlich 2 Tage die Woche sein sollte.
Als wir uns vor einer Apotheke in der Innenstadt treffen wollte (die Apothekerin Dr. Daisy spricht deutsch!) wurde es auf einmal laut- der Streik der Lehrer! Natürlich bin ich mitgelaufen mit den ganzen Lehrern "meiner" Schule, später trafen wir auf den Streik der Indiginas (die Indianer, die hier im Regenwald leben) der am gleichen Tag war. Die sahen so toll aus, beeindruckend... Sie tragen ganz normale Kleidung, aber hatten sich dazu die Gesichter traditionell bemalt und trugen ihren ganzen Schmuck, Ketten, Federkronen und dazu ihre Holz-Lanzen! Wir standen alle vor dem Rathaus, wo dann verschiedene Vertreter der Region vom Balkon runter sprachen (und ausgebuht wurden). Wir aben auch die ganze Zeit Sachen gerufen, die ich natürlich nur halb verstanden habe ("A-delante! A-delante! Vamos a la Dekante (??)"), aber ich hab begeistert mitgemacht :)!
Nachmittags hab ich ein bisschen geinternet-ted und mit Severin telefoniert, was gut tat.
Später hab ich mir mit Ruth dann doch noch die Esperanze angeguckt, ein paar Menschen dort kennengelernt (natürlich sehr beeindruckend und auch traurig) und grade war ich 4 Stunden oder so Tennis spielen mit 2 meiner Gastgeschwister und "Freunden".... Ich bin fertig, aber sehr glücklich!! :)
Liebe Grüße an euch alle überall auf der Welt!

Dienstag, 22. September 2009

In der Schule!

Ein paar Fotos von gestern, 21.9.09, aus der Schule!



Die Klasse von Maria Elena, mit der ich bis jetzt jeden Tag gearbeitet habe.
Dieses Foto ist (wie die meisten anderen) in der Cafeteria entstanden; von l. n.r.:
Luciana, Matteo, Mariella, Abigail, Sandra, Anthoni
Lustig, wie ich schon nach 5 Tagen mit ihnen mit jedem Namen so viel verbinde und über jedes Kind schon viel sagen könnte...


Während des Essens; Maria Elena (links; bei ihr wohne ich) und Gabi (die Psychologin, sehr nett) helfen ein bisschen; leider ist das Foto ein bisschen verzerrt.



Luiciana, Matteo, Mariella und Abigail.





Suppe essen.. :)

Wer ein bisschen was über die Kinder wissen will, kann hier weiter lesen. Wer nicht, einfach nur die Fotos anschaun weiter bis zum langen Text scrollen:
Luciana ist 5, sieht aber viel jünger aus. Sie hat das Down-Syndrom, ist eher ruhig und wahnsinnig lieb und süß. Ich finde, sie hat eine tolle Mimik (s. unten) und ist am einfachsten von allen Kindern.
Matteo ist auch 5. Ich weiß nicht genau, was er hat; er kann schlecht laufen und braucht dabei eigentlich immer Hilfe, ist aber sehr aktiv. Er ist ein bisschen frech und hat einen ziemlich starken Willen. Er ist auch sehr beliebt bei den anderen Kindern und kann am besten aus der Klasse sprechen.




(noch 2 Mal Luciana...)


Sandra! Ein perfektes Bild von ihr :)
Sie hat auch das Down-Syndrom und ist ziemlich skrupellos und frech. Man kann das kaum frech nennen, weil sie es mit einer unglaublichen Selbstverstädnlichkeit ist, die mich zwar oft nervt aber inzwischen finde ich es fast "cool", wie sie ohne Reue tut was sie will (und das nicht um Aufmerksamtkeit zu bekommen, wie viele andere Kinder, wenn sie "Böses" tun).
Im Gegensatz zu Luciana hat sie eine für das Down-Syndrom typische etwas zu lange Zunge und ist sehr auf ihren Mund fixiert. Alles wird angeleckt, in den Mund gesteckt, immer den Daumen im Mund und sie zu Füttern macht wirklich keinen Spaß (siehe Foto!). Die Hälfte des Essens landet auf jeden Fall wieder im Teller (wenn man Glück hat), auf dem Tisch, ihrer Kleidung, ihrem Gesicht, dem Boden oder auf einem selber.


Mariella (hinten in blau) und Abigail.
Mariellas Behinderung kenne ich nicht, man sieht es ihr aber (im Gesicht) am offensichtlichsten an. Sie hat keine körperlichen Beschwerden, springt viel an einem hoch/auf einem rum und ist sehr fröhlich. Sie nervt mich manchmal ein bisschen, weil sie immer soviel Aufmerksamkeit will und einen dauernd zu Autoritäts-Kämpfen herausfordert...
Heute war ich bei ihrer Psychologie-Stunde dabei, sie kann sie kaum konzentrieren oder lange die Aufmerksamkeit auf etwas richten.
Abigail hat Microceophalia; ihr Kopf ist etwas zu klein. Sie spricht kaum und ist sehr (subtil) aggressiv. Sie haut dir auf einmal ohne Vorwarnung ihre kleine Hand mitsamt Fingernägeln ins Gesicht, kratzt und zwickt vor allem und wenn man sie festhält tritt sie. Komischerweise ist sie immer sehr ruhig dabei, verzerrt auch das Gesicht nicht. Und wenn man sie mal zurückzwickt, weint sie natürlich gleich.
Sie kann sich gut mit sich selber beschäftigen, ist dabei dann ganz ruhig und konzerntriert und isst auch sehr langsam und bedächtig.

...und nochmal Luciana.

Antonie! Ihn kenne ich bisher am wenigsten, weil er erst seit dieser Woche dabei ist
und seine sehr nette Mutter immer dabei war.
Er hat Paralysis Cerebral (ist das spanische Wort, weil ich von nem Zettel der Psychologin abschreibe), kann sich selbst fast garnicht fortbewegen bzw. aufstemmen. Mit Hilfe allerdings schon (kann also seine Beine bewegen). Er wird allerdings vielleicht selber laufen lernen!

Maria Elena in ihrem Klassenzimmer

Mein Schreibtisch jetzt grade.
Wie ihr seht hab ich Grippe! Und esse gerne Kekse (siehe Schublade)

Nun bin ich schon fast 1 1/2 Wochen hier.
Das Wochenende war toll, Freitag war ich mit Maria und Freunden von ihr in einer Karaokebar (DAS Ding hier, an jeder Ecke stehen die), daraufhin war ich den ganzen Samstag so verkatert, dass ich mich kaum bewegen konnte... Abends waren wir noch auf dem Überraschungs-Geburtstagsfeier eines Freundes von ihr. Wir sind nicht zu lange geblieben, ich hab mit vielen netten Leuten gesprochen und die ersten 3 Ecuadorianerinnen in meinem Alter mit Babys kennengelernt.
Gestern ging es mir auf einmal sehr schlecht. Nachdem ich den Sonntag schon so vergammelt hatte, kam ich nach Hause gegen 13.30 Uhr und hatte auf einmal den ganzen Tag noch vor mir liegen ohne irgendwelche Pläne bzw. die Möglichkeit welche zu machen.
Unten hörte ich auch noch Maria mit Freunden rumquietschen; da hab ich mich auf einmal wahnsinnig einsam gefühlt, hier oben in meinem "Vogelnest".
Eigentlich bin ich eine Meisterin im Tage im Bett mit Lesen und Filmen vergammeln, aber so richtig gut fühlt man sich dabei doch nur, wenn man weiß, dass es eine Alternative gibt, oder?
Wenn man theoretisch rausgehen könnte, was unternehmen, arbeiten, was schaffen könnte.
Wenn man auf einmal dazu gezwungen ist und auch noch das Gefühl hat, dass sich diese Situation in den nächsten 3 Monaten oft wiederholen wird, ist das nicht schön.
Ich hab ein paar Tränen runtergeschluckt. Dazu kam noch die Grippe, die gestern Abend so richtig anfing.
Heute morgen wachte ich auf und dachte nur :"So, und nun gehst du zur Schule und um 13.30 Uhr bist du wieder hier und dann das ganze nochmal von vorne los?!"
Als wir in der Schule waren ging es nicht mehr und ich bin heimlich zur Toilette um zu weinen.
Es ist eben nicht wie ein Austauschjahr. Man trifft nicht jeden Tag zwangsweise neue Leute im eigenen Alter in der Schule, mit denen man reden kann. Und es gibt auch keine anderen Austauschschüler, mit denen man sich mal austauschen kann, wenn man Heimweh hat.
So wie gestern und heute morgen habe ich mich kein einziges Mal in meinem Austauschjahr gefühlt.
Aber was eben doch gleich ist an so einer neuen Auslands-Situation ist, dass jeden Tag zu jeder Zeit auf einmal etwas überraschendes, neues passieren kann, was alles wieder ändert.
Nachdem ich etwas geschlafen hatte, klingelte es an der Tür: Ruth, eine gute Freundin von Hanni von der ich schon viel gehört hatte. Ich hatte mal überlegt bei ihr zu wohnen, aber sie wohnt auserhalb des Orts und hat auch kein Internet im Haus. Sie ist auch Lehrerin an der Schule, streikt aber zur Zeit, deshalb hatte ich sie erst einmal gesehen.
Sie kam mit Paula, einer 13-jährigen die zur Zeit bei ihr wohnt um näher an der Schule zu sein.
Hanni hatte sie geschickt, mir ein paar Fragen und Aufträgen.
Ich war so froh, dass ich gleich wieder ein bisschen weinen musste.
Morgen fahre ich mit ihr gemeinsam nach Quito. Sie bleibt nur 2 Tage, ich könnte theoretisch auch bis Samstag bleiben. Mal schaun. Wir treffen dort Nancy, ihren Sohn Andres (der Englisch und Deutsch spricht!), eine Freundin von ihm aus Irland ist auch zur Zeit da.
Nach Quito fahren wir übrigens mit dem Bus für 5 $ pro Strecke. Laut meinem supertollen Dollar-Euro Umrechner, der mich jeden Tag glücklich macht (alles ist so billig hier!) sind das 3,37 Euro für eine 5-stündige Busfahrt. In Oldenburg bezahlt man schon 12 Euro oder so um ne Stunde nach Groningen zu fahren, haha.
Ruth hat im Gegensatz zu Maria Elena keine Familie, ich glaube das macht einen großen Unterschied.
Ach und wir haben heute noch ein Handy für mich gekauft. Man kann damit nach Deutschland telefonieren, grad hat mich Hanni schon 20 min. angerufen, mit Billigvorwahl für 10 Cent pro Minute. Macht das doch auch mal, die Billignummer steht bestimmt irgendwo im Internet.
Sonst schickt eine SMS, ich freu mich!
Die Nummer: 00593 (0)92652707 ; ich weiß nicht ob die 0 in Klammern mitgewählt werden muss, eher nicht denk ich.
Obwohl ich mein Handy in Deutschland viel benutzen (Danke an vodafon für den 5-Euro Vertrag mit unbegrenzten umsonst-Telefonaten zu jeder Uhrzeit ins deutsche Festnetz :)!), gehören Mobiltelefone, ihr Aktualität und damit verbundene Cool-ness zu den Dingen in meinem Leben, die mir ziemlich egal sind. Ich hatte nie Lust auf Internet auf nem 5x4 cm Bildschirm oder Fotos, auf denen man alles was weiter als 1, 5 Meter entfernt ist nur noch verschwommen sieht. Dieses Handy jedoch, was mit 49$ (33 Euro, jaja) das 2.billigste im Laden war, hat einen supercoolen metallic-blauen Streifen am Rand und das macht mich glücklich. Ist übrigens auch der Grund, warum ich nicht das billigste genommen habe... :)
Da ich ja nun morgen nach Quito fahre, wo es auf jeden Fall kälter ist als hier musste ich vorhin dringend meine einzige lange Hose waschen. Ich habe noch nie was gewaschen hier und es war keiner zum Fragen da, aber es gibt im Innenhof so eine Handwasch-Vorrichtung (Steinbecken mit Spüle drin, daneben lagen Seife und Schrubbbürste). Selbstversuch!! Hat wunderbarstens geklappt (okay, soviel gibts dabei auch nicht, was nicht klappen könnte) und inzwischen weiß ich auch, dass wir eine Waschmaschine haben, die allerdings zur Zeit kaputt ist.
Übrigens war es nicht die beste Idee nur eine lange Hose mitzunehmen; ich bin zwar in den Tropen, aber in einem Ecuador-Führer hab ich mal gelesen, dass man hier manchmal 3-4 Jahreszeiten an einem Tag erlebt, was ich nur bestätigen kann. Man wacht man auf, Frühling, ein bisschen kühl, klarer Himmel. Mittags, strahlende Sonne und Hitze: Sommer. Nachmittags schüttet es 2 Stunden durchgehend, alles ist grau: Herbst. Wiriklich Winter-kalt wirds hier zwar nicht, aber abends läuft hier auch keiner mehr im Sommerkleidchen rum.
So, nun werde ich mal schlafen gehen. Als ich vorhin mit Maria Elena noch was gegessen habe, hat sie mir schnell einen Orangensaft gepresst und mit ein bisschen Zimt (oder sowas ähnlichem) aufgekocht.. köstlich! Oder wie man hier sagt "Que riiicooooo!" Hatte ich schon erwähnt, dass es hier JEDEN MORGEN frisch gespressten Saft gibt? Und jeden Tag einen anderen... Gute Nacht Ecuador und guten Morgen Deutschland! Bei euch ist es schon 5 Uhr früh.
*Und guten Tag, Australien! Bei Natalie ist es jetzt erst 14 Uhr Mittags...
Ein paar vergessene Fotos:

Teil des Innenhofes der Schule


Der neue Bus!

Abendblick aus meinem Fenster, um Punkt halb 7 ist es hier stockfinster.