Dienstag, 29. September 2009

4 Tage Quito

Vom 23.-26.9. war ich in Ecuadors Hauptstadt Quito, hier erstmal ein paar Fotos!
(leider wieder nur mit meiner schlechten Kamera)











Blick vom Balkon von der Wohnung von Nancy, Marcel, Andres und Elisa.




Sind wir im Disneyland?




Essen mit Ruth und 2 ihrer Nichten, Diane und Andres.
Ein 3-Gänge Menü plus Getränke für 2,30$!



Mutter und Töchter :) Gut, dass ich hier größenmäßig nicht auffalle oder so...




In Andreas Wohnung




Auf dem Weg zum Flughafen; Andrea (rechts) ist für 2 Wochen nach Italien geflogen




Mit Elisa und Gemma auf einem der Berge "neben" Quito;
der schnee-bedeckte Berg ist ein Vulkan!



Elisa (mitte), Gemma und ich; hinter uns liegt Quito




Eine wunderschöne kleine Kirche auf dem Berg; erinnert doch ein bisschen an die Alpen, oder?




Die Kirche nochmal




4.100 Meter!! War ich schon jemals so hoch? Quito selbst liegt auf 2.800 Metern



Gemma




rechts die kleine Kirche, links die ganzen Mobilfunk-Antennen, die auch auf dem Berg standen



Sonnenuntergangs-Fotoexperimente mit einer 50 Euro-Kamera




In einer Kinder-Kunst Ausstellung in einer Uni in Quito mit Nancy (auf dem Foto) und Gemma;
soweit ich das verstanden hab kamen die Kinder alle aus sehr armen Familien






Diese Fotos von der Ausstellung hab ich hauptsächlich für Mama gemacht, als Ideen-Quelle.
Die Fische waren mein Lieblingsprojekt, Fantasiefische aus Pappmachée mit Lackfarben bemalt und an dünnen Schnüren an einer Metallstange aufgehangen (s. oben)



Insekten-Mobiles aus Draht und Seidenpapier!




Lebensgroße Körperumrisse mit aufgemalten Organen und aufklappbaren Herzen




Wörter auf unterschiedliche Katons gemalt und in Gruppen an einer Wand gehängt




Selbstgedruckte T-shirts




Planeten-Mobilee






Mit Andres und Gemma in einem wunderschönen Restaurant an einem Hang über Quito.




Ich esse Yoghurt mit Wallnüssen und Honig, que ricooo! Ich habe hier meine Honig-Leidenschaft entdeckt :)!









Sonnenuntergang



Manchmal kann meine Kamera interessante Sachen, s. links unten die grüne Reflektion der Laterne




Quito bei Nacht; hierzu muss ich sagen, dass das in echt viel toller aussieht und meine Kamera wieder ein bisschen versagt hat....




Im Taxi mit Gemma




Unschlagbare Preisliste: Hotdog+Cola 1.00$ (0,68 Euro-Cent)
Sandwich+Cola 0.80$ (0,54 Euro-Cent)



Da musste ich gleich mal zuschlagen!




Mit Andres und Gemma am Busbahnhof Quito



Quito
Wie wohl schon aus meinem letzten, kürzeren Eintrag hervorging, hat es mir in Quito sehr gut gefallen.
Am Mittwoch morgen fuhr ich mit Ruth 5 Stunden lang mit dem Bus in die Hauptstadt, man kann sich kaum vorstellen über was für "Straßen" (am liebsten würd ich 5 Anführungsstriche machen) man da fährt. Dafür sind die Busse super-komfortabel mit Beinfreiheit bis zum geht-nicht-mehr, gerade wenn man in letzter Zeit öfter mal mit ryanair geflogen ist und bei günstigen Transportmitteln immer schon das schlimmste erwartet ... :)
Wenn man durch Orte fährt, springen Verkäufer in den Bus und versuchen Süßigkeiten, gebratene Irgendwas oder Getränke zu verschachern.
In Quito holte uns ein Freund von Ruth ab und wir fuhren wir zum Essen in ein Hühnchen Fastfood-Restaurant, was irgendwie toll war (interessanterweise wurden zum Essen 1x-Plastikhandschuhe gereicht). Hier gibt es wirklich wenige solcher Läden und in Puyo natürlich garnicht; da freut man sich über ein bisschen simplen fettigen Schnell-Fraß, den man so oder so ähnlich aus der Heimat kennt.
Was es in Ecuador allerdings viel gibt sind "Papas fritas", Pommes frites. Der Pommes-Laden in Puyo ist auch gleichzeitig DER Treffpunkt der Jugend am Wochenende.
Später wurde ich bei Nancy abgesetzt, eine Freundin von Hanni, die ich bisher nur aus Erzählungen kannte. Sie kommt aus Kolumbien, ist deshalb ein wenig heller als die Ecuadorianer. Die Familie ist sehr begeistert von der Waldorf-Pädagogik, Nancy war lange Kindergärtnerin und macht inzwischen mit ihrem Sohn Andres Projekte mit erwachsenen Behinderten u.a. mit Pferden. Ihr Mann ist Mathematik-Professor und ihre Kinder Andres und Elisa sind 27 und 15 Jahre alt.
Andres hat schon 1 Jahr in Irland gelebt und hatte auch angefangen mit Hannis Hilfe in Deutschland Heilpädagogik zu studieren, aber nach 9 Monaten abgebrochen. Er hat grade eine Freundin aus Irland zu besuch, Gemma. Sie hatte in Cambridge Jura studiert und war nach ihrem Trainee in London direkt übernommen worden, seit kurzem arbeitet sie aber in Schottland; und das mit grade mal 28 Jahren, beeindruckend.
Gemma und ich haben uns ein Zimmer geteilt in meiner Zeit dort und uns sehr gut verstanden. Wie ich schon in meinem anderen Eintrag geschrieben hatte, war es sehr schön mich mit ihr und Andres auf Englisch unterhalten zu können und endlich mal wieder alles zu verstehen, was einem erzählt wird!
Den Donnerstag in Quito habe ich mit Ruth und 2 ihrer Nichten, Diane und Andrea, die dort studieren verbracht. Wir waren auf einem Indio-Market (ich hab meine erste Lederhandtasche gekauft für den unschlagbaren Preis von 26$, nie wieder H&M Plastikimitate!), zusammen Essen (3-Gänge plus Getränke für 2,3o$, mir ist die Kinnlade runtergefallen...) und haben später Diane zum Flughafen gebracht, die nun für 2 Wochen in Italien, Spanien und Frankreich rumreist.
Was ich noch in Quito gemacht hab, kann man ja ganz gut auf den Fotos sehen.
Am Freitag war ich außerdem noch ein bisschen mit Gemma und Andres unterwegs und hab einen Blick in ein Shopping-Center geworfen. Man denkt, man ist auf einmal in einer anderen Welt gelandet! Alles glitzert und glänzt, die Preise sind plötzlich auch ganz europäisch.
Später hab ich noch in einem Video-Shop 7 DVDs für 12$ gekauft, alle auf Englisch abr natürlich Kopien (The reader (Verflimung von "Der Vorleser"), Elephant (Film über das Schulmassaker von Columbine), Y tu mama tambien mit Gael García Bernal, American Son, Der Pianist etc.)
Als ich am Samstag wieder zurück nach Puyo fuhr, hatte ich ein doofes Gefühl, weil ich Angst hatte wieder in so ein kleiner Loch zu fallen, wie am Montag zuvor.
Bisher hatte ich allerdings überhaupt nicht die Möglichkeit dazu, weil jeden Tag soviel los war.
Am Wochenende habe ich Maria Elenas 2.Sohn kennengelernt, Martin, er ist 21 und studiert Möbeldesign in Ambato. Mit ihm verstehe ich mich bisher am besten, Samstag Abend hat er mich gefragt ob ich mit ihm "salir" (ausgehen) will. Ich dachte wir fahren direkt zur Geburtstagsparty von einem Cousin von ihm, aber nein, erstmal sind wir 2 Stunden lang mit dem Auto durch Puyo gecruist; das ist so eine komische Sache hier.
Zuerst dachte ich immer, die verfahren sich hier dauernd und finden den Weg nicht, aber wenn man sich mit jemandem trifft fährt man einfach studenlang im Auto herum, isst und trinkt dabei, redet und hält vor allem nach anderen Bekannten Ausschau. Unter Umständen hält man dann an, Musik wird lautgestellt und man hängt neben dem Auto rum, z.B. an der Pommesbude.
Am Sonntag war dann die offzielle Familiengeburtstagsfeier des Cousins mit VIEL Essen.
Dazu muss ich irgendwann nochmal mehr berichten, kein Essen ohne Reis oder Fleisch hier!!
Auf dem Teller der mir bei der Geburtstagsfeier gereicht wurde, stapelten sich 3 Fleischlappen (Hühnchen, Rind, undefinierbare Wurst) und Reis/"arroz" ist sowieso immer dabei. Nudeln? Kartoffeln? Ja, aber dazu noch Reis...
Außerdem gibt es so ein Kraut hier, dass jedem 2. Gericht hinzugefügt ist, das ich nicht mal riechen kann. Wenn es im selben Raum ist, kann ich kaum essen und schon wenn ich daran denke, muss ich ein bisschen würgen.

...Vom Flussbad und dem Lehrerstreik am Montag hab ich ja schon berichtet.
Wisst ihr was lustig ist? Am Dienstag war ich zum Essen bei einem Lehrer der Schule, Samuel, und seiner Frau eingeladen und er hielt mir die Zeitung unter die Nase- vorne drauf 3 große Fotos vom Streik, auf einem davon 4 Lehrer der Escola Especiale und ich!

Dienstag und Mittwoch war ich in der Guadería, es ist ein kleiner und sehr, sehr schöner "waldorfscher" Kindergarten. Dorthin fahre ich immer mit dem Taxi (in Puyo generell 1$ pro Fahrt) und habe nun 2 mal pro Tag ein nettes Smalltalk-Gespräch mit Taxifahrern; wo kommst du her/ was machst du hier/ wie heißt du?
Nur eines der 10 Kinder in der guadería wohnt in der Esperanza (die Siedlung (5 Doppelhäuser) die Hanni in Puyo gebaut hat für arme Familien), in der der Kindergarten liegt. Die Kindergärtnerin heißt Fanny und wohnt auch in der Esperanza, sie ist 30, sieht aber aus wie 24. Sie hatte eine 6-jährige Tochter, die an Pneumonia verstorben ist. Bis 14.30 Uhr arbeitet Fanny im Kindergarten, danach bis ca. 20 Uhr in einem Kiosk.
Wenn ich sowas höre, weiß ich immer aus was für einem Paradies ich komme oder wie Andres mir einmal sagte:"Nach Deutschland fahren ist wie in eine schöne Zukunft zu fliegen."
Wisst ihr was eine Kindergärtnerin hier verdient? 170$ im Monat. Und eine Blindenlehrerin mit Doktorentitel und 20 Jahren Lehrerfahrung verdient 950$.
Heute war ich wieder in der Schule und bin wie immer mit Maria Elena auch mit dem neuen Schulbus nach Hause gefahren; ich hatte meine Kamera dabei und hab mal ein paar Fotos aus dem Fenster gemacht an Stellen, wo die Kinder zum Teil abgesetzt werden. Die werde ich demnächst mal zeigen. Als Deutscher denkt man erstmal.. Oh, soviele Viehställe hier. Aber warum hängt davor Wäsche an einer Leine?
Mariella ist eine der Schülerinnen von Maria Elena, sie hat einen Bruder und ihr Vater ist verschollen, die Mutter verdient im Monat 100$ als Kellnerin (5 $ an einem Tag!! Ich hab als Kellnerin 6 Euro IN DER STUNDE verdient) und muss davon 25$ Miete für ein "Haus" ohne Wasser zahlen.
Ach, und natürlich gibt es hier keine finanzielle Unterstützung vom Staat.
Es ist unglaublich; was ich allerdings noch viel unglaublicher finde ist, dass mir diese Armut heute zum ersten Mal so richtig bewusst wird. Ich bin doch schon seit fast 3 Wochen hier?
Ich glaube manchmal, wer in Deutschland arm ist, der zeigt es auch gerne. Der beklagt sich über die 400Euro, die er im Monat bekommt, der lässt sich gehen und meckert, dass es keine Gesamtschulen gibt, auf denen die Kinder größere Chancen haben, der "Armut" zu entfliehen.
Ich glaube, Deutsche verbringen auch viel Zeit damit, neidisch zu sein und da schließ ich mich auch garnicht aus.
Die armen Menschen, die ich hier kennengelernt habe, haben auch kein Geld für teure Kleidung. Trotzdem trägt Luciana, die aus einer sehr armen Indigina-Familie kommt jeden Tag ein frisches Kleid und ihre Mutter lacht mich jeden Tag so herzlich an und fragt "Como estas?", OBWOHL sie weiß, dass ich aus Deutschland komme, den Flug bezahlen konnte, ohne dass meine Familie 4 Jahre sparen musste und bald in mein Paradies zurückkehren kann.
Der Staat bezahlt ihr keine 3-Zimmer Wohnung mit Internetanschluss und sie wird auch niemals eine Rente bekommen, egal wieviel zu arbeitet. Und trotzdem freut sie sich mit mir darüber, dass ich hier sein kann.
Und bevor mir vorgehalten wird, ich würde die Situation in Deutschland verschönigen, nein, keine Sorgen. Auch in Deutschland gibt es viel zu verbessern, aber ich glaube, dort muss man einfach einige Fehler mehr gemacht haben, um "wirklich" am Boden der Gesellschaft angekommen zu sein, als hier.
Irgendwann werd ich nochmal etwas mehr zur politischen Situation hier schreiben, vieles geht drunter und drüber. Besonders die Streiks der Lehrer und Indiginas (gestern wurde ein Indigina von Polizisten erschossen!) machen hier vielen Sorge. Der Präsident, Raffael Correa, ist eher sozialistisch eingestellt und natürlich Freund mit Chavez (Venezuela) und Fidel Castro.
...Was für ein ewig langer Eintrag; ich hab allerdings auch 3 Tage lang immer wieder was hinzugefügt. Ich wünsche euch ein schönes Wochenende!









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