Mittwoch, 28. Oktober 2009

Halbzeit!

Viele Fotos und ein langer Text!
Um den Überblick bei den Fotos zu behalten hab ich über jede "Serie" immer das Thema in rot geschrieben!

Ambato- Bilder vom letzten Wochenende dort

Ambato; das Foto hat mir Daniels Vater geschickt, man sieht Carlos Haus dadrauf, das erste Haus südlich des rechten Brückenendes (erkennt ihr auch die schöne Sicherheitsmauer um die Wohnsiedlung? haha)



Freunde in Ambato



Sonntag beim Mittagessen im Hotel von Carlos Großmutter



Fußball gucken in Ambato...



Ich lerne mal wieder neue Früchte kennen!



Ambato Zentrum bei Nacht, die Kathedrale

Fotonachtrag von vor 3 1/2 Wochen, als ich Daniels Familie in Ambato besuchte

Daniels Familie


Im botanischen Garten einer Finca (man sieht an der Kleidung, dass es in Ambato etwas kühler ist, da es höher und in der "Sierra" liegt)

In der guadería in Puyo, in der ich 1-2 Tage die Woche arbeite

Die Gruppe mit Fanny(die Kindergärtnerin)


In den Beeten der guadería mit Rosa, die dort auch mithilft

Valentina und Carla, meine 2 Gastcousinen hier und die frechesten Mädchen im Kindergarten

Flussbaden mit MariaElena und "unseren" Klasse aus der Behindertenschule

Maria Elena und die Kinder



Sandra und Mateo hauen sich ein bisschen

Luciana hat ein bisschen Angst
Luciana


Mariella wird zum Fisch



Kleine Hand- große Hand
Unterwegs am Wochenende
Mit dem Motorrad...

Zu Besuch bei einer Schülerin

Geniales Schaukelbettchen, oder?

Wie ich hier so lebe...

Puyo Park, ganz nah bei meinem Haus



Abendhimmel über Puyo



Tägliches Frühstück:
frischgepresster Saft (jeden Tag eine andere Sorte), Obst (Papaya, Bananen, Erdbeeren, Ananas o.Ä.), Joghurt, Haferflocken, Brötchen/Brot mit Honig, manchmal Ei


Blick von der Treppe in unseren Innenhof, Maria Elena trinkt einen Tee; seht ihr die Bananenstaude? Die wurde heute geerntet, weil die Vögel sonst alles fressen.



Der Blick von unten nach oben aus dem Innenhofe; ganz oben, wo die Handtücher trocknen ist mein Zimmer, unten die Küche und Esszimmer



Abends in einer Randsiedlung von Puyo
Was hier so wächst...

















Halbzeit!
Das ging schnell. Und obwohl ich 4 von bisher 6 hier verbrachten Wochenenden gereist bin hab ich das Gefühl noch viel, viel zu wenig von Ecuador gesehen zu haben. Dann muss ich mich immer auf Hannis Worte besinnen, dass ich nicht zum Reisen, sondern für das Praktikum hier bin…
Letztes Wochenende ging es wieder nach Ambato, der Grund warum ich bisher immer nur nach Quito und Ambato gefahren bin ist, weil ich dort Leute kenne, die mich einladen und für eine gute Zeit garantieren. Ich hab Carlos besucht, einen Freund von Daniel (der gerade in Oldenburg ist und dessen Familie ich vor 3 Wochen besucht habe, remember?). Carlos hat das letzte Jahr als Austauschschüler in Bad Zwischenahn verbracht, lustig, dass wir uns erst hier in Ecuador kennengelernt haben, als ich vor 3 Wochen mit ihm und seinen Freunden Abends unterwegs war.
Ein bisschen problematisch war, dass er in Quito studiert und auch erst Freitagabend nach Ambato kam, wo er mich „eigentlich“ am Bahnhof abholen wollte. Natürlich war ich dann vor ihm da und während er vom Auto aus Freunde organsierte, die mich am Ambato terminal abholen könnten hatte ich 20 weniger angenehme Minuten, denn die Ecuadorianischen Bahnhöfe sind im dunklen leider nicht der beste Platz sich als Tourist aufzuhalten. Nachdem der gleiche Mann 3 Mal an mir vorbeigeschlichen war setzte ich mich in das nächste Restaurant und bestellte das erste Gericht auf der Karte. Glücklicherweise kamen dann recht schnell die besagten Freund und ich schmiss 2 $ neben mein „pollo con arroz“, ganz erleichtert endlich diesen Platz verlassen zu können.
Das Wochenende war dann ein voller Erfolg; ich geriet in eine riesige Jungs-Clique hinein, die sich alle seit ca. 10 Jahren kennen, inzwischen an verschiedenen Orten studieren, aber jedes Wochenende wieder in Ambato aufeinander treffen. Einer der Jungs ist seit Sonntag für ein paar Monate in Argentinien und wurde an diesem Wochenende ausgiebig verabschiedet. Was dann folgendermaßen aussieht: Gegen 19 Uhr trifft man sich, geht vielleicht was zusammen essen, danach fährt man ca. 3 Stunden lang (ungelogen!!) mit ca. 15 Personen in mehreren Autos und irrem Tempo durch die Stadt, holt einen ab, setzte den anderen irgendwo ab, trifft den und den, hält bei einer Party an, grüßt alle, fährt weiter. Und dazu laute Musik. Komisch, aber das scheint einfach überall in Ecuador so zu sein. Irgendwann kauft man auf jeden Fall Alkohol, alle Autos treffen sich irgendwann irgendwo und dann wird getrunken und sozialisiert. Und dann denk ich immer:“Hallo?? Ihr habt hier die besten Discos mit der tollsten Musik und wir hängen auf der Straße rum??“
Was ich allerdings toll finde ist, wie ungetrennt die Generationen hier sind. Niemand hat ein Problem damit auf eine Party Familie UND Freunde einzuladen, alle sind nett zueinander, freuen sich, eben ganz natürlich. Mir fällt auch immer wieder auf wie anders hier mit Kindern umgegangen wird, es gibt eben viel mehr Kinder hier und die sind dann auch immer dabei, was niemanden stört. Die rennen dann durch die Party, auch der coolste Typ hebt sie sich mal auf den Schoß und sagt mit Babystimme:“Hermoooosa! Precioooosa!“
Was mich freut ist, dass ich inzwischen mit meinem Spanisch so weit bin, dass ich schon ein paar regionale Unterschiede feststellen kann. In Puyo und Ambato spricht man z.B. ein doppel-L wie „sch“ aus, als Beispiel:. „la calle“ (die Straße) spricht sich „la kasche“, während man im Norden (Quito) „la caje“ spricht. Die Jungs in Ambato benutzen außerdem unglaublich oft das Wort „chucha“, sowas wie Mist/Scheiße, was aber irgendwie als Füllwort oder Einleitungs-/Ausleitungswort genutzt wird. Allerdings sagen sie inzwischen nicht mehr „chucha“ sondern einfach „ch-ch“ (also tsch-tsch) und ich dachte erstmal sie haben irgendein Indianer-Code Wort, das geht dann ungefährt so :“Ch-ch vamos a la casa de Juan ch-ch“; „Ahh ch-ch claro“.
Was auch typisch Ecuadorianisch bzw. typisch-Latino ist, dass jeder diverse charackterisierende Spitznamen hat, in denen dann auch kosequent von der Person gesprochen wird. Es ist z.B. nicht untypisch fette Leute „Gordo“/“Gorda“ oder als Verniedlichung „Gordita“ zu nennen, was soviel heißt wie Fetti und ganz liebevoll gesagt wird.
Und damit sind wir auch schon bei den Verniedlichungen ohne die hier garnichts geht. An jedes 2te Wort wird –ita/-ito/-issima/-issimo angehängt (amigita, chicita, casita, ricissima…), das geht soweit, dass sie nicht „ahora“ (jetzt) sagen, sondern „ohrita“ (jetzchen). Süß irgendwie. Also soweit ein kleiner Ausflug ins Spanische!
Ansonsten hatte ich bisher eine sehr schöne Woche, es war unglaublich heiß. Jeden Tag schon morgens blauer Himmel und um 9 Uhr schwitzt man schon wie blöd. Allerdings hab ich hier noch nie einen komplett „guten“ Tag erlebt, irgendwann ziehen immer Wolken auf und dann gießt es (meistens in der Nacht) auf einmal wie aus Kübeln. Ich hab ein paar Aufträge von Hanni erfüllt (Fotos von Kindern für ihre Unterstützungspaten gemacht, was immer spannend ist, weil man in doch sehr einfache Verhältnisse einblicken darf), mich mit Ruth getroffen, die mir ein Kaffee mit endlich leckerem Kuchen gezeigt hat, wo wir 3 Stunde gequatscht haben und ich mich freute, wieviel ich verstehe… Außerdem war ich viel, viel schwimmen im Flussbad, mit MariaElena, mit Freunden und vorgestern auch während der Schulzeit mit MariaElena und ihrer/meiner Klasse. Solche besonderen Erlebnisse rufen bei den Kindern oft auch besondere Reaktionen hervor, die für uns interessant sind. Mariella, die sonst selten lacht jauchzt schon beim Anblick vom Bach freudig und wird zum Fischchen und Sandra, die eigentlich vor nichts Angst hat, kreischt los, als ich sie mit Wasser bespritze.
Gerade wo es jetzt in Deutschland so kalt wird, werd ich immer schon ein bisschen melancholisch, wenn ich an meine Deutschland-Rückkehr denke. Es ist Ende Oktober, wir haben 30° und ich schwimme mit dem Regenwald im Rücken in einem Amazonas-Zufluss, was will man mehr :)?? Ich fühle mich inzwischen längst nicht mehr so fremd wie in den ersten Wochen, was damals wohl auch viel mit der Sprache zu tun hatte. Jetzt laufe ich nachmittags den halben Kilometer ins Stadtzentrum (auch das liebe ich hier, alles ist nah und trotzdem findet man kein bisschen verschlafenes deutsches Kleinstadt-Flair, vielleicht auch weil hier wetterbedingt alle Welt draußen lebt, auf den Bürgersteigen sitzt, in Cafes, immer etwas los ist), treff auf dem Weg 3 „amigos“ , lern noch jemanden kennen (denn man wird hier grade als Weiße natürlich unglaublich oft angesprochen, aber keine Sorge, ich weiß auch, dass man da vorsichtig sein muss!), am Wochenende gibt es immer etwas zu tun, ich werd eingeladen zu Ausflügen, zum Ausgehen, zum Essen; kurz es ist nichts mehr von der Einsamkeit, die mich hier in meiner ersten Woche, als ich noch niemanden kannte einmal überrumpelt hatte zu spüren. Und es gibt eben auch viele Dinge, die mir hier besser gefallen, als ich Deutschland, wozu mit Sicherheit auch das Nachtleben, die Musik und das Tanzen hier gehört. Ich hab keine Lust in 2 Monaten in deutschen Discos zu schlechtem Techno rumhüpfen zu müssen, wie viel toller ist es nachts bei immer noch 22° auf der Straße Salsa zu lernen??
Übrigens hab ich noch eine andere Deutsche hier kennengelernt, Vivien, sie ist für ein Jahr mit weltwärts hier. Einmal die Woche treffen wir uns, essen etwas untypisches, fettiges (z.B. Pizza), trinken eine Cola (oder ein Bierchen haha ) und quatschen.
Zum Schluss noch ein weiterer Grund zur Freude: Wir haben wieder Waschmaschine und Trockner!! Letzte Woche hatte ich mal spontan meine gesamte Dreckwäsche zum Waschsalon gebracht und ich sage euch- es ist ein tolles Gefühl nach 6 Wochen mal wieder so eine Auswahl an sauberer und trockener Wäsche zu haben nachdem ich sonst immer nur alle 3 Tage 2 T-Shirt und Unterwäsche gewaschen hatte. Das gleichgültige Verhältnis der Ecuadorianer zu Waschmaschinen und auch Spülmaschinen werde ich wohl nie verstehen, Carlos beispielsweise hat zum 18.Geburtstag OHNE FÜHRERSCHEIN sein erstes Auto bekommen und die Familie weder Wasch- noch Spülmaschine?! Also hat das scheinbar nicht soviel mit Geldmangel zu tun. Nun gut
Ich könnte noch ewig mehr schreiben, vor allem über die Arbeit in der Schule, die mir immer mehr Spaß macht und mir wichtig ist, aber dazu ein anderes Mal mehr! Nun muss ich packen, denn vor mir liegt ein langes 4-tägiges Wochenende und eine weite Reise (mit 16-stündiger Busfahrt!), wohin wird im nächsten Eintrag verraten. Euch allen ein schönes Wochenende!

1 Kommentar:

  1. Ich freu mich immer jedesmal, wenn du einen neuen Eintrag schreibst :)
    Viel Spaß dieses Wochenende. Das klingt so spannend was du grade erlebst! Disfruta :)
    Muchos besitos para tí!
    :-*

    AntwortenLöschen